Hast du schon einmal mit 25 Menschen zusammengewohnt? PLUS 3 Kinder? PLUS 5 Hunde?
Das bedeutet neben überragendem, kreativem Potential auch sehr viel Potential für Ablenkung. Während ich aufstehe, um nach einem bellenden Hund zu schauen, kommt unser 2‑Jähriger Mitbewohner zur Tür herein, krabbelt auf meinen Stuhl und tippt wild auf dem Laptop herum. Ich eile zur Laptoprettung zurück zu meinem Arbeitsplatz und werfe dabei einen Blick auf mein Handy: 22 Nachrichten im internen Haus-Chat. Es wird noch ein weiterer Koch für das Abendessen gesucht, ein Mitbewohner möchte am Bahnhof abgeholt werden und so weiter….
Nach dem ich für 3 Jahre hauptsächlich an den Wochenenden im Ashram zu Besuch war, wohne ich nun seit einigen Monaten wieder hier und stelle fest: Das Leben in Gemeinschaft bringt immer auch Komplexität mit sich, vor allem wenn man gleichzeitig als Geschäftsführer noch ein Start-Up gründet.
Wie ich damit umgehe?
Also von vorne: Wie so häufig, surfte ich im WORLD WIDE WEB und schaute mir die erfolgreichsten Unternehmer, Coaches, Lehrer und innovativsten Forscher an. Ich wollte wissen, was sie für Strategien, Tools und Mindsets entwickeln, um der Welt leidenschaftlich und nachhaltig zu dienen und welche davon unseren holistischen Lebensstil erweitern könnten. Dort stieß ich auf die neuste FLOW-Forschung.
FLOW? Wikipedia sagt dazu:
„Flow (englisch „Fließen, Rinnen, Strömen“) bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit, die wie von selbst vor sich geht – Der Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi gilt als Schöpfer der Flow-Theorie, die er aus der Beobachtung verschiedener Lebensbereiche, u. a. von Chirurgen und Extremsportlern, entwickelte und in zahlreichen Beiträgen veröffentlichte.“
Flow beschreibt einen Bewusstseinszustand, den fast jeder von uns kennt. Extremsportler kennen ihn, Mönche und Nonnen erleben ihn regelmäßig im Gebet, Meditierende in der Stille, Liebende beim Sex, Künstler vertieft in einem Projekt.
Die neuesten, umfassenden Forschungsergebnisse von Steven Kotler („STEALING FIRE“) beispielsweise, machen deutlich, dass FLOW kein Zufall ist. Es gibt Variablen, verschiedene Voraussetzungen, kleine Stellschrauben, die wir bewusst verändern können, um einen solchen Zustand zu kreieren.
Wozu das gut sein soll?
Menschen, die ein solches FLOW Erlebnis hatten, sind häufig geflasht. Sie sind nicht nur in der Lage außergewöhnlich effektiv zu arbeiten, sie denken plötzlich Outside-the-Box, sind zutiefst beglückt und empfinden ihr Leben als intensiv und sinnvoll!
Ich war begeistert von diesen Neuigkeiten, passte die ersten Variablen in meinem Alltag an und forschte weiter. In unserem Kontext, in dem wir uns unserem eigenen Erwachen und dem Erwachen der Welt verschrieben haben, machte das alles sehr viel Sinn und war gleichzeitig gar nichts Neues. Wer von den Erleuchtungserfahrungen der Gurus und Mystiker dieser Welt liest, wird große Übereinstimmungen zu einem FLOW-Zustand erkennen. Zeitlosigkeit und Selbstlosigkeit sind zwei der Gefühle, die immer wieder beschrieben werden. Ist das nicht herausragend? Menschen sprengen ihre bisherigen Grenzen, wachsen über sich hinaus und verlieren gleichzeitig das Gefühl eines von der Welt getrennten Selbstes. Und dabei ist es egal, ob die Person auf dem Surfbrett steht oder auf einem Meditationskissen sitzt.
Natürlich gibt es nicht nur individuelle Flow-Erlebnisse, sondern auch Group-Flow. Ganze Gruppen die beim Tanzen, Singen, Teamsport oder auch bei den Navy Seals verschmelzen. Sie handeln plötzlich als eine Einheit, wie ein Wesen, das nicht getrennt voneinander ist. Bei den Top Navy Seals, d.h. wirklich die besten der besten, werden 80% nicht aufgenommen, weil sie nicht in der Lage sind sich selbst loszulassen und in der Gruppe aufzugehen. Sie haben ausgezeichnete, teilweise fast unmenschliche Fähigkeiten, sind aber nicht flow-fähig und deswegen eine Gefahr für ihre Kameraden.
WOW.
Was heißt das jetzt konkret für mich? Für uns? Für Dich?
Steven Kotler benennt verschiedene Flow-Trigger, die einen Flow-Zustand begünstigen. An oberster Stelle steht intensive, fokussierte Aufmerksamkeit. Du kennst das sicher, wenn du von etwas begeistert bist, einen spannenden Film schaust, konzentriert arbeitest, Teamsport betreibst et cetera. Du bist ganz bei der Sache, denkst an nichts anderes, es gibt nur diesen Moment.
Damit wären wir wieder bei den Ablenkungen. Multitasking, Social Media und ein umherwandernder Geist machen Flow fast unmöglich. Ich experimentiere derzeit, wie es ist, in unserem Workspace und beim Fitnesstraining Musik mit Kopfhörern zu hören, die meinen Fokus supported. Mein Konzentrationslevel und meine Effektivität steigen dadurch immens.
Eng damit verknüpft, sind klare Ziele. Damit meine ich nicht in erster Linie 5‑Jahresziele, sondern was du jetzt als nächstes tust und warum du es tust. Das fokussiert unseren Mind und schafft die Basis für Flow.
Beide Flow-Trigger beziehen sich auch auf Group-Flow. Ein Team braucht genauso ein gemeinsames Ziel, welches sie erreichen wollen und die ungeteilte Konzentration auf diesen Moment!

Tausend weitere Gründe um sich mit Flow zu beschäftigen
Sobald du in diesen Zustand gehst, schüttet dein Körper verschiedene Glücks- und Leistungssteigernde Hormone aus. Besonders Norepinephrin, Dopamin, Anandamid, Serotonin und Endorphin sorgen für Wolke7 ähnliche Zustände. Steven Kotler beschreibt in „STEALING FIRE“ wie ihm die Flow-Zustände das Leben retteten, nachdem die Ärzte ihn schon aufgegeben hatten, er erklärt, wie die Hormone sein Immunsystem stärkten und zurück ins Leben führten.
Wie es weiter geht?
Meine Forschungsreise hat sicher noch einige Stationen vor sich. Ich experimentiere weiterhin wie ich für mich und unsere Gemeinschaft Flow-Zustände kreieren kann, damit wir noch eleganter und enthusiastischer in die Welt gehen können. So intensivieren wir in den nächsten Wochen zum Beispiel unsere Meditationspraxis, die nachgewiesen eine der einfachsten und direktesten Wege in den Flow ist!