Der Mensch ist wohl das einzige Wesen, welches per Entscheidung unter sein Niveau fallen kann. Gott, die Natur und das Tier sind dazu nicht in der Lage. Sie sind, was sie sind. Ein Elefant, eine Blume oder ein Einzeller können sich von heute auf morgen nicht einfach erheben oder sich ablehnen — nicht möglich. Nur der Mensch hat den freien Willen in der Hosentasche und kann somit entscheiden, ob er über oder unter seinem Niveau leben will. Übrigens führt mich dieser Gedanke sofort zu der so oft gestellten Frage, warum Gott so viel Leid auf Erden zulässt. Er lässt es zu, weil er uns den freien Willen geschenkt hat. Es liegt in unserer Macht, zu entscheiden.
Ich würde zu gerne das Geschrei, die Vorwürfe, die wir Gott machen würden, erleben, wenn er den Menschen gegen seinen Willen zu einem leidfreien Wesen erklären würde. Es erinnert mich stark an den Satz „Ich will doch nur dein Bestes!“ von übergriffigen Eltern, während eigentlich ein Machtmissbrauch stattfindet. Genau jenen Geschmack hätte es, wenn Gott uns das Glück aufzwingen würde.
Wo ist also Gott bei all dem Leid? Er wartet, bis wir uns für ihn, also für Glück und Liebe entscheiden. Dann haben wir das bekannte „Paradies auf Erden“, nachdem wir uns alle so sehr sehnen. Ein Ort des Glücks und der Liebe. Der Mensch jedoch, der diese Frage bereits dramatisiert und beschuldigend stellt, hat sich in seiner Negativität und seinem Unglauben bereits gegen das Paradies entschieden.
Wir müssen uns die Art unseres Daseins selbst wählen, das ist die logische Folge aus dem freien Willen, und wir selbst bestimmen damit das Ausmaß unserer Größe. Möchtest du ein Spiegelbild eines Scheißhaufens sein oder ein goldenes und strahlendes Lichtwesen, welches immer mehr an Entwicklung und Wahrheit interessiert ist?
„Wenn du glaubst, du seiest aus Gott, so bist du aus Gott hervorgegangen, glaubst du aber, du stammtest vom Affen ab, so stammst du vom Affen ab.“ Leo Schwestow
Ich halte von „positivem Denken“ sehr wenig, da derartige Ratgebertechniken dich meistens nicht zu dir selbst führen, sondern schlichtweg deine negativen Anteile in positive umwandeln. Du bist zwar positiver eingestellt, trotzdem aber nicht du selbst. Wenn wir dennoch auf der psychologischen Ebene bleiben, sehe ich selbst da schon einen positiven Effekt, wenn ich sage: “Ich bin ein Wesen Gottes!“ Es liegt bereits so viel Ehrgefühl und Kraft darin, mit der es sich lohnt, durch die Welt zu schreiten, anstatt dass ich mir von der Postmoderne sagen lasse, ich sei entweder ein kluger Affe oder ein hochentwickelter Roboter oder ein Mensch mit Neuronenexplosionen. Denn nichts anderes sagt die Aufklärung, wenn sie in dem Sinne verstanden wird, dass sie die Antithese zum Glauben darstellt, also den Unglauben.
Wer sich klein macht, ist klein. Wer denkt, er sei ein Affe, ist ein Affe und folglich unter seinem Niveau. Unter sein Niveau zu fallen bedeutet, dass der Mensch verneint, wer er in Wirklichkeit ist.
Doch wer ist der Mensch in seiner wahren Größe, auf der Höhe seines Niveaus? Ich halte nochmal fest, der Mensch ist ein Wesen mit einem freien Willen, ausgestattet mit einem Gefühl für Größe, Unendlichkeit und für das Absolute — und das gilt eben nur, wenn der Mensch daran glaubt, genau jenes Wesen zu sein.
Doch wie werde ich ganz praktisch zu diesem Wesen? Der Wunsch, frei sein zu wollen, muss erlernt werden, obwohl der Mensch bereits frei ist. Offensichtlich hat er vergessen, dass er frei ist. Ansonsten würde ich hier wohl auch nicht diesen Blogeintrag schreiben.
Wenn ich mich für etwas entscheide, dann entscheide ich mich gleichzeitig auch gegen etwas anderes! Wer sich nicht für Glück entscheidet, entscheidet sich zu leiden. Ganz recht, jep, du warst derjenige, der immer entschieden hat! Natürlich leitet sich zudem dein Handeln von deinen Umständen ab, darin liegt jedoch keine Erlösung oder Kraft.
Wenn du zu dir selbst sagst “Ich habe in jedem Moment die Freiheit gehabt, anders zu handeln. Ich übernehme die volle Verantwortung für all meine bisherigen und zukünftigen Taten“, dann liegt in dieser Haltung die Kreativität und Stärke verborgen, dein Leben zum Positiven zu transformieren. Wer sich selbst einredet, dass er „nichts dafür könne“, entmündigt sich selbst und leugnet die Tatsache , ein freies Wesen zu sein. Mit anderen Worten: du erklärst dich zum Opfer deiner Umstände. Es bedarf nur den Augenblick eines Fingerschnippens und der Mensch wäre wieder, wer er ist, ein kraftvolles und freies Wesen ‑und zwar per Entscheidung!
Niemand anderes als Buddha hat gesagt, dass Leid aus menschlicher Begierde und Wünschen hervorgehe und somit Leid die Wurzel allen Übels sei. Wenn du es verstehst, gegen den Strich deiner eigenen Begierden und Wünsche zu handeln, dann ist das bereits ein guter Start. Auf keinen Fall möchte ich mit dieser Aussage eine asketische Welt predigen. Denn Versagung alleine hat keinen Nutzen. Die Askese lehrt nicht zu lieben.
Show up! Karma Yoga statt Askese! Freier Wille, Versagung, Glauben und Gott bringen gar nichts, wenn du all das für dich behältst. Karma Yoga steht für den Pfad der Werke! Es ist ein selbstloser Dienst und dienen tut man den Anderen. Wer sich selbst vergisst, der findet. Wer an Gott glaubt, ihn jedoch nicht in die Welt hinausträgt, gehört einer alten Version an. Wir brauchen nicht mehr entsagende Mönche, sondern Menschen der Taten – also gläubige Menschen, die einen Geschmack für Größe haben.
Der selbstlose Dienst verhindert das Kreisen um deine eigenen Probleme. Abraham Maslow spricht über Selbstverwirklichung und bringt es dabei sehr gut auf den Punkt: Das richtig verstandene Projekt der Selbstverwirklichung ist eine Leiter, die man wegwirft, wenn man das Ziel erreicht hat. Die gelungene Selbstverwirklichung ist paradoxerweise die Selbsttranszendenz.
Die wahre Kraft des Menschen wird somit erst freigesetzt, wenn er sich übersteigt und sich selbst vergisst. Übersteigen kann man sich jedoch nur, wenn man nach oben guckt, also zu Gott.
Der gläubige Mensch braucht auch keine Antworten auf irgendwelche Fragen. Denn das richtige Leben kann man nicht finden oder erkennen, denn der an Gott Glaubende wird von Gott geführt.
„Und die Verheißung, man könne die Weisheit doch aussprechen und damit vielen zugänglich machen, lässt uns bis zum heutigen Tag in einer Sinnflut von Ratgeberliteratur ertrinken. (…), gibt es Therapeuten. Sie verschreiben das richtige Leben auf Rezept, und ihre Kunden sind begierig nach solchen Rezepten, weil sie suggerieren, dass das Gute gewiss ist.“ Norbert Bolz
Jetzt bist du bei uns auf der SACRED HUMAN Seite gelandet. Warum schreibe ich über all das?
Wenn du zu uns kommst, lade ich dich dazu ein, kritisch zu hinterfragen und den Guru und die Sangha gut zu prüfen. Das muss getan werden und genau dafür hat man seinen gesunden Menschenverstand. Der Guru und die Sangha werden dir jedoch nur unter einer Bedingung zusagen, und zwar dann, wenn du an absoluter Wahrheit und Befreiung interessiert bist.
Wenn du es als eine weitere Zwischenstation auf dem Weg deiner Selbstverwirklichung siehst, wirst du nichts von dem kostbaren Nektar schmecken, der in diesem Geschenk verborgen ist. Das Geschenk ist nur die Befreiung. Der Guru hat nur das im Angebot. Es sind nicht weitere altkluge Worte oder Tipps für eine erfolgreiche Lebensführung, an die du dich sowieso nicht halten wirst. Es geht um eine absolute Entscheidung. Niemand kann dich dazu zwingen. Nur aus dem freien Willen heraus kannst du eine bahnbrechende und transformierende Entscheidung treffen.
Der Guru repräsentiert das Höchste. In dem du dich dem beugst, bleibst du deinem eigenen Guru treu. Der Guru ist der erste Mensch in deinem Leben, der deinem Ego kein Futter gibt. Deine Teilselbste, besonders dein spirituelles Selbst, werden nicht bedient! Er sieht deine Schatten, die du nicht sehen kannst – denn ansonsten wären es keine Schatten. Er sieht dich in deiner reinen Form, also den Guru in dir. Er sieht nur ein strahlendes Lichtwesen und zieht das Schwert der Liebe gegen die Schatten, Anteile und Muster, denen es einfällt, dich zu verdecken.
Diesen Weg zum Höchsten alleine zu gehen ist deshalb so gefährlich, da die meisten denken, sie würden ihrem eigenen inneren Guru folgen. Das hört sich dann oft so an: “Ich brauche keinen Guru, mein Guru ist in mir!“ Dabei hören sie in den meisten Fällen auf ihre Schatten, Muster und Teilselbste, die Leid und Unheil über dich und die Welt bringen. Die Lösung von deinen Identifikationen mit diesen Anteilen ist oft ein schmerzhafter Prozess, und diesen Weg zu Ende zu gehen, verlangt eine große Seele mit viel Willen zur Befreiung. Der Guru ist kein Balsam, er ist ein Krieger der Liebe und zieht in den Kampf gegen alles, was nicht wahr ist. Deine Aufgabe ist dabei, dich aus freiem Willen anzubieten und durch das Schwert des Gurus zu sterben, um dann endlich du selbst zu sein.
Für diesen Weg brauchst du 100%iges Vertrauen zu dem Guru und 100% Selbstverantwortung. Ein Paradox? Mag sein, aber keiner hat je behauptet, dass der Weg zur Erleuchtung ein einfacher ist, obwohl es eigentlich nur eine einzige Entscheidung ist: die Entscheidung, aus freiem Willen frei sein zu wollen.