Heute möchte ich Dich auf eine Reise in unsere Gemeinschaft mitnehmen.
Lasst uns der Frage nachgehen, warum wir Diesen Weg des Zusammenlebens gewählt haben und ob es sinnvoll ist, sein gut sortiertes Leben in einem kleinen Häuschen gegen ein Leben in einer Gemeinschaft zu tauschen, wo man morgens schon Jemanden auf dem Weg zum Bad trifft.
Völlig egal in welchem Kreis wir uns bewegen, wir haben es immer wieder mit ganz unterschiedlichen Menschen zu tun. Jeder bringt seine eigene Vergangenheit mit. Eigene Marotten, Wünsche und Bedürfnisse. Ob wir nun auf der Arbeit sind, im Sportverein oder mit vielen Menschen unter einem Dach leben, das spielt im ersten Moment erstmal keine Rolle. Aber was dann? Was, wenn es zu den ersten Entscheidungen kommt, die getroffen werden müssen? Wie sieht es aus, wenn es zu gegensätzlichen Meinungen kommt?
„Das Leben besteht immer aus Kompromissen. Leben und leben lassen“, hieß es von den Eltern oft.
Ja und nein.
Natürlich geht es nicht, immer nur seinen eigenen Kopf durchzusetzen und dem Gegenüber alles an den Kopf zu werfen, wenn gerade etwas schief läuft oder man einfach unzufrieden ist. Aber was wäre, wenn es nur noch ganz, ganz selten zu solchen Situationen käme, wo man Rücksicht nehmen muss? Lass uns man ein Gedankenspiel riskieren:
Was würde passieren, wenn alle Menschen, die sich in einem gewissen Bereich aufhalten und bewegen nur ein gemeinsames Ziel hätten?
Versuch mal den Gedanken zu nehmen, wie es wohl auf deiner Arbeit aussehen würde, wenn alle Mitarbeiter das Ziel hätten, ihre Kunden glücklich zu machen.
Im Mannschaftssport kann man sehr gut beobachten, wie einzelne Zahnräder in einander greifen, um den Sieg zu erreichen. Ebenso würde wohl ein Formel‑1 Fahrer nicht weit kommen, wenn er nicht ein komplettes Team hinter sich stehen hätte, das nur auf die nächsten Punkte aus wäre. Ganze Hilfsorganisationen würden still stehen, wenn nicht alle an einem Strang ziehen würden…
Worauf ich hinaus möchte ist etwas ganz Einfaches!
Dort, wo sich Menschen mit ähnlichen Wertvorstellungen treffen, ihre Energie bündeln und sich auf etwas anderes als den Gegenüber ausrichten, ist Unmögliches möglich. Wie unglaublich entspannend ist es, wenn ich einfach eine Tür weiter gehen kann, um Jemanden nach einer Perspektive zu fragen, die vielleicht eine Höhere ist als die meine. Erleichterung im ganzen Körper, wenn das Unique-Self seine Kompetenzen ausspielen und sich zeigen kann. Und wie erhebend es ist, sich einfach zeigen zu dürfen; mit Stärken und seinen ‑selbst definierten- Schwächen.
Wie sehr gibt es einen Shift in jedem Einzelnen, wenn man das tun kann, woran man Spaß und Freude hat und es zugleich etwas widmen darf, wofür das Herz schlägt.
Kannst Du sehen wie sehr sich etwas in dir ausdehnen kann, wenn du einfach nichts tun musst, außer deinem Herzen zu folgen? Keine Erwartungen, Vorstellungen oder Verpflichtungen werden als Druck oder negativ empfunden, wenn Du dich einfach nur leiten und führen lassen darfst. Es werden Dir keine Grenzen aufgezeigt. Stattdessen bekommst du Zuspruch und Ermunterung.
Doch das ist nicht alles. Ein wenig Zuspruch lässt noch niemanden wachsen. Das allein reicht nicht aus, um dem gemeinsamen Ziel näher zu kommen und als eine geschloßene Formation wieder einen Schritt nach vorn zu tun.
Aber was wird noch gebraucht?
Etwas, das alle zusammen immer wieder auf das ausrichtet, was ihnen wichtig ist. Für jede Mannschaft ist das Training genauso wichtig, wie das eigentliche Spiel. Wieviele unterschiedliche Maskottchen es gibt, die gehegt und gepflegt werden… Welche Rituale jede Mannschaft für sich etabliert hat… Sei es ein Schlachtruf oder ein Schulterklopfer.
In der Waldorfpädagogik gibt es ein Morgengebet, welches den Schülern den gemeinsamen Start in der Tag erleichtert. In vielen Firmen gibt es immer wieder Teammeetings, welche alle Mitarbeiter noch einmal zusammen holt und es einen Austausch gibt und auch das klar machen, warum alle zusammen die nächsten Schritte machen.
Oder — wie für uns — ein gemeinsames Mantra, das Singen und verbeugen vor Gott. All das zeigt uns alle immer wieder auf, was wirklich wichtig ist und wofür wir uns entschieden haben zu gehen.
Dann gehört so etwas wie Aufräumen, Kochen, Hundegang oder Putzen einfach dazu.
Es ist keine Belastung.
Und natürlich gibt es auch Aufgaben, wo man nicht gleich freudestrahlend an die Decke hüpft, die man aber aus einem Flow-Gefühl heraus erledigt. Ebenso möchte man an manchen Tagen mal seine Ruhe haben, entspannen und die Seele baumeln lassen. Kannst Du dir vorstellen, dass auch das in einer Firma oder einer Gemeinschaft möglich ist? Der Abgabetermin für ein Projekt naht und einem ist nach „Beine hoch“.
Druck, Stress, Kontraktion und Panik füllen den Raum. Geläster und Gelächter machen sich breit? Das muss nicht sein! Jeder ist für sich selbst verantwortlich und eben auch dafür, dass Arbeiten abgegeben und umstrukturiert werden. Wenn Jemand etwas nicht schafft und ich weiß, dass wir aber gemeinsam am selben Ziel arbeiten, ist es kein Problem. Jeder darf sich Freiraum nehmen, solange man seine Ausrichtung nicht aus den Augen verliert.
„Der Tag ist ein Feiertag für uns alle, an dem Du das Kochen vergisst und schlafend in der Sonne liegst.“ Selbst so etwas kann schön und entspannend für alle sein. Das hat nicht immer etwas mit Ego zu tun.
Ich selbst lerne jeden Tag aufs Neue, mich in die Gemeinschaft geben zu dürfen und zu vertrauen. Es ist nicht immer leichter in einem Team zusammen zu arbeiten, aber die Freude potenziert sich und verbreitet sich durch alle.
Mein Unique Self ist kein Hinderungsgrund, mich in eine Gruppe zu geben, egal ob die Arbeit, der Verein oder die Sangha. Ich werde geliebt, gerade weil ich dieses Unique Self mit Kompetenzen und Bedürfnissen bin.
So etwas war in meiner vorigen Welt nicht vorstellbar.
Ich werde geliebt, weil ich ich bin und den Mut habe mich einzubringen und vertraue, dass ich mich mit Menschen umgebe, die die selbe Ausrichtung haben. Verbunden in einem Herzen.